KEIN VERTRAUEN ZU AUFSICHTSRÄTEN
Die anliegende Pressemitteilung der Universität Hohenheim bringt es gut auf den Punkt. Es entspricht unserer Wahrnehmung. Es stellt sich nur die Frage, warum immer noch so viele Persönlichkeiten scharf darauf sind, in einen Aufsichtsrat zu kommen? Ist es die eigene Eitelkeit? Ist es das dringende Bedürfnis nach Anerkennung? Ist es das zusätzliche erhoffte Einkommen? Wer nicht schlüssig erklären kann, warum man in einen bestimmten Aufsichtsrat will und welchen exakten Wertbeitrag man dort liefern kann, welcher aus der eigenen Lebenshistorie/Lebenserfahrung stammt, der kann auch nur schwer vermittelt werden.
Wichtig als Aufsichtsrat ist:
+ Eine eigene Meinung zu haben und dennoch Teamfähig zu sein.
+ Die Interessen der Eigentümer zu vertreten und dennoch dem Unternehmen als Ganzes verpflichtet zu sein.
+ Eine anerkannte Führungsaufgabe inne zu haben und dennoch Zeit für ein Aufsichtsratsmandat zu finden.
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Zur Deutschen Agentur für Aufsichtsräte:
- Wir vermitteln für Unternehmer, Unternehmerfamilien und Investoren ihre Aufsichts- und Beiräte.
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Zur Pressemitteilung:
Imageprobleme: Deutsche Bevölkerung hat kein Vertrauen zu Aufsichtsräten
Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim
Aktuelle Studie der Universität Hohenheim zeigt: Image und Anspruch an Deutschlands Aufsichtsräte klaffen weit auseinander
Jeder zweite lehnt es ab mit einem Aufsichtsrat befreundet zu sein. Und auch sonst haben die Deutschen kein gutes Bild von ihnen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Universität Hohenheim zum Image von Aufsichtsräten. Während andere Studien zeigen, dass Aufsichtsräte selbst ein gutes Bild von sich haben, hat die Bevölkerung in Deutschland nur wenig Vertrauen in deren Kompetenzen. Dies würde gefördert durch eine vorwiegend negative Berichterstattung der Medien, so Prof. Dr. Markus Voeth, Leiter des Fachgebiets Marketing I der Universität Hohenheim: „Die Institution ‚Aufsichtsrat’ hat in Deutschland ein Marketing-Problem. Das negative Image erschwert es, geeignete Personen als Aufsichtsräte zu gewinnen. Auch kann sich das Negativ-Image auf die zugehörigen Unternehmen und deren Marken negativ auswirken. Daher besteht Handlungsbedarf.“ Kurzfassung der Studie unter www.uni-hohenheim.de/presse
Für die Studie im Rahmen der Masterarbeit von Stephanie Goeser, die Prof. Dr. Voeth gemeinsam mit ihr durchführte, wurde eine repräsentative Bevölkerungsgruppe von 533 Personen über 18 Jahren anhand eines standardisierten Fragebogens befragt. Das Ergebnis ist wenig schmeichelhaft: Was das Gesamtimage von Aufsichtsräten in Deutschland angeht, weisen die Befragten Aufsichtsräten auf einer Skala von 1 „sehr negativ“ bis 7 „sehr positiv“ im Durchschnitt eine 3,61 und damit einen unterdurchschnittlichen Imagewert zu. Das negative Image zeigt sich auch daran, dass mehr als die Hälfte der Befragten (52 {a1ffc5a247fe0c85d3ebed0a3155eea8d0153120c60f3d846461db66758c53f5}) zudem angibt, dass sie nicht gerne mit einer Person befreundet sei, die in einem Aufsichtsrat tätig ist.
Weitere Details erhob die Studie über das Kompetenzprofil von Aufsichtsräten: Dabei bekamen die Teilnehmer eine Liste von Fähigkeiten und Charaktereigenschaften vorgelegt. Auf einer weiteren Skala von 1 bis 7 sollten sie angeben wie weit diese Eigenschaften für einen Aufsichtsrat wichtig seien. In einem zweiten Schritt sollten die Befragten dann angeben, ob Deutschlands Aufsichtsräte diese Fähigkeiten ihrer Meinung nach tatsächlich besitzen.
„Dabei zeigte sich, dass Ideal und Image der Aufsichtsräte in der öffentlichen Meinung oft weit auseinander liegen“, so das Fazit von Prof. Dr. Voeth.
Einige Details im Überblick
+ Fachkompetenz:
An erster Stelle erwarten die Teilnehmer von Aufsichtsräten einen hohen kaufmännischen Sachverstand. Die tatsächlichen kaufmännischen Fähigkeiten von Aufsichtsräten sieht Deutschlands Bevölkerung allerdings – wenn überhaupt – im Mittelfeld. Ähnlich hoch schätzen sie den notwendigen juristischen Sachverstand ein, auch hier wird den Aufsichtsräten jedoch kaum mehr als mittelmäßige Kenntnisse zugestanden. Am weitesten klaffen Anspruch und Image beim Thema Ethik auseinander: Auf der Liste der notwendigen Eigenschaften steht ethischer Sachverstand an dritter Stelle. Nach Meinung der Befragten liegt der ethische Sachverstand deutscher Aufsichtsräte aber eher im unteren Mittelfeld.
+ Persönlichkeitskompetenz
Im öffentlichen Bild sind Aufsichtsräte vor allem autoritär und wenig kooperationsbereit. Idealerweise sollte es sich gegenteilig verhalten, so der Anspruch der Bevölkerung
+ Führungskompetenz
Laut Meinung der Befragten sind Aufsichtsräte nur wenig kreativ und kaum charismatisch. Auch beim Thema „Unbestechlichkeit“ sieht die Bevölkerung große Unterschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
+ Sozialkompetenz
Teamfähigkeit, Loyalität oder auch Fairness sind Eigenschaften, die nach Meinung der Befragten bei Aufsichtsräten maximal mittelmäßig ausgeprägt sind. Im Vergleich mit den anderen drei Kompetenzen entspricht das Image der Aufsichtsräte im Sozialen am wenigsten den Erwartungen der Bürger.
+ Große Vorurteile – aber wenig Ahnung
Dass die Meinung der Bevölkerung über Aufsichtsräte laut der Studie weitgehend negativ ist, liegt möglicherweise auch daran, dass relativ wenig Wissen in der Bevölkerung über die Tätigkeit von Aufsichtsräten vorliegt. „Zwar wussten 433 der 533 Befragten und damit über 80 {a1ffc5a247fe0c85d3ebed0a3155eea8d0153120c60f3d846461db66758c53f5}, dass der Aufsichtsrat den Vorstand des Unternehmens zu kontrollieren hat“, sagt Stephanie Goeser. „Die übrigen Aufgaben eines Aufsichtsrates waren jedoch über der Hälfte der Befragten unbekannt. Stattdessen wurden dem Aufsichtsrat auch andere als seine tatsächlichen Aufgaben zugeordnet.“
„Unzweifelhaft wird in den Aufsichtsräten vieler deutscher Unternehmen exzellente Arbeit verrichtet“, so die Einschätzung von Prof. Dr. Voeth. „Allerdings wird die hohe Qualität dieser Arbeit in der Öffentlichkeit offensichtlich nicht entsprechend wahrgenommen.“ Stattdessen sei das Bild, das die Bevölkerung von Aufsichtsräten hat eher durch die überwiegend negative Berichterstattung in den Medien und die Unwissenheit über deren Tätigkeiten geprägt. „Die Institution „Aufsichtsrat“ hat ein Marketing-Problem in Deutschland“, lautet das Fazit des Hohenheimer Experten.
+ Frauenquote – Frauen überwiegend dafür, Männern stark dagegen
Eine interessante Information liefert die Studie zum aktuellen politischen Thema der Einführung einer verbindlichen Frauenquote für Aufsichtsräte bei deutschen Unternehmen. Dass nur 42 {a1ffc5a247fe0c85d3ebed0a3155eea8d0153120c60f3d846461db66758c53f5} der Befragten für die Einführung der Quote sind, liegt an einem stark ausgeprägten Gendereffekt: Während die Frauen zu 57 {a1ffc5a247fe0c85d3ebed0a3155eea8d0153120c60f3d846461db66758c53f5} für die Quote sind – und immerhin zu 43 {a1ffc5a247fe0c85d3ebed0a3155eea8d0153120c60f3d846461db66758c53f5} dagegen, wird die Quote von rund 73 {a1ffc5a247fe0c85d3ebed0a3155eea8d0153120c60f3d846461db66758c53f5} der männlichen Befragten abgelehnt.
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Markus Voeth, Universität Hohenheim, Leiter Fachgebiet für BWL, insb. Marketing
Tel.: 0711/459- 22925, E-Mail: voeth@uni-hohenheim.de
Text: C. Schmid / Klebs