Info Radio interviewt Eckart Reinke bezüglich Middelhoff

Artikel von der Website des Info Radio (http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/int/201411/15/213070.html):

‚Der Fall Middelhoff wird viele wachrütteln‘

Die Entscheidung in einem der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse der vergangenen Jahre ist gefallen: Der frühere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff ist wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Eckart Reinke, Geschäftsführer der Deutschen Agentur für Aufsichtsräte, glaubt an eine nachhaltige Wirkung dieses Urteils – bei vielen Manager werde es ein Nach- und Umdenken geben.  

Schwarzer Freitag für Thomas Middelhoff: Das Essener Landgericht hat den früheren Top-Manager wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt. Noch im Gerichtssaal wurde der 61-Jährige verhaftet. Das Gericht sprach den früheren Chef des inzwischen pleitegegangenen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor nach sechsmonatiger Verhandlung der Untreue in 27 Fällen und der Steuerhinterziehung in drei Fällen schuldig.

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DER GESPRÄCHSPARTNER

Eckart Reinke, Geschäftsführer der Deutschen Agentur für Aufsichtsräte

Den von Middelhoff verursachten Schaden bezifferte das Gericht auf rund 500.000 Euro. Middelhoff muss nach seiner Verurteilung vorläufig in Untersuchungshaft. Der Vorsitzende Richter Jörg Schmitt begründete den Haftbefehl gegen Middelhoff mit Fluchtgefahr. Ausschlaggebend dafür seien die Höhe der verhängten Freiheitsstrafe, der Wohnsitz im Ausland und die unklare berufliche Situation des Managers.

Mit dem überraschend harten Urteil blieb das Gericht nur leicht unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Sie hatte für den Manager eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten gefordert. Middelhoffs Verteidiger hatten dagegen einen Freispruch verlangt.
Noch in seinem Schlusswort hatte der Manager alle Vorwürfe zurückgewiesen und beteuert: „Ich kann mir kein Fehlverhalten vorwerfen.“

„Regeln sind da – aber das Bewusstsein dafür nicht“

Für Eckart Reinke, Geschäftsführer der Deutschen Agentur für Aufsichtsräte, ist das Urteil überraschend hart. Damit habe keiner gerechnet, sagte der frühere Top-Manager der Telekom. Bei anderen prominenten Fällen – etwa bei Uli Hoeneß – sei immer „die öffentliche Vernichtung des Berufslebens“ beim Haftmaß berücksichtigt worden, in diesem Fall offenbar nicht.

Diese unerwartet lange Haftstrafe werde viele Manager wachrütteln, ist sich Reinke sicher. „Das, was Middelhoff getan hat, gibt es auf allen Ebenen, im Großen wie im Kleinen. Man gewöhnt sich daran, bestimmte Privilegien zu haben – und die auch zu nutzen.“ Das geschehe „aus einer gewissen Selbstverständlichkeit heraus“. Man sei sich nicht bewusst, „dass man wirklich etwas Ungesetzliches tut, sondern man sieht sich immer noch im Rahmen des Normalen.“ Regeln seien zwar da – „aber das Bewusstsein für die Regeln oft nicht“.

„Vorsicht wird steigen“

Middelhoff habe es „sehr zum Exzess getrieben“, so Reinke weiter. „Dieser Exzess ist sehr auffällig, aber im Kleinen gibt es das an vielen Stellen.“ Er glaube, dass viele Manager jetzt nachdenken werden, ob „die eine oder andere Übernachtung im 5-Sterne-Hotel“ wirklich notwendig und angemessen sei. Deshalb werde das Urteil auch eine nachhaltige Wirkung zeigen: „Die Vorsicht wird steigen.“

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